Eigentum und Geschlecht. Eine sozialhistorische Studie über Vermögensbildung und NS-Raub bei den Wiener Juden und Jüdinnen


Das Projekt untersuchte am Beispiel der Wiener jüdischen Bevölkerung die Entwicklung von Vermögensverhältnissen innerhalb von Familien mit dem Fokus auf Geschlecht als sozialer Kategorie. Im Mittelpunkt stand die Frage, inwieweit die Höhe und vor allem die Art von Vermögen nach Geschlecht strukturiert waren und welche Auswirkungen das für die Einzelnen sowohl bei der Akkumulation, der Entziehung durch die Nationalsozialisten als auch bei der Restitution in der Zweiten Republik haben konnte. Die Studie deckt die Zeit von der Jahrhundertwende bis in die 1960er Jahre ab und stellt so längerfristige Entwicklungen dar, die weit über Fragestellungen der Nationalsozialismusforschung hinausgehen.

Als Ausgangspunkt dienten die Vermögenswerte von 788 Personen (337 Frauen, 451 Männer) zum Stichtag 27. April 1938. Die Personen wurden per Zufallsstichprobe aus den Vermögensanmeldungen im österreichischen Staatsarchiv ausgewählt. Diese Daten waren im Rahmen eines Projekts der Stiftung Bruno Kreisky Archiv für die Historikerkommission der Republik Österreich zusammengestellt worden. Davon ausgehend wurden in Zusammenhang mit den jeweiligen Personen stehende Akten, die über Vermögen Auskunft geben, gesucht, insbesondere Verlassenschaftsakten, Testamente und Eheverträge. Vermögenstransfers über Ehe und Erbschaft und wie diese geschlechtsspezifisch strukturiert sind, standen im Zentrum der Arbeit. Neben der Kategorisierung in Juden und Nicht-Juden ermöglicht die Frage nach dem Geschlecht einen differenzierten Blick auf soziale Ausschlussmechanismen.

Das Projekt wurde vom Zukunftsfonds der Republik Österreich finanziert und von Mag.a Sonja Niederacher durchgeführt. Die Ergebnisse des Projekts erschienen 2012 im Buch "Eigentum und Geschlecht. Jüdische Unternehmerfamilien in Wien (1900-1960)" bei Böhlau.

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